Kammersinfonie X "Gethsemane"
Uraufführung am 8. 11. 1996, Halle, Franckesche Stiftungen
Georgisches Staatskammerorchester, Ltg.: Willi Vogl
Presse: Mitteldeutsche Zeitung, 11.11.1996
"... Von besonderem Interesse war die Uraufführung der 10. Kammersinfonie
von Thomas Buchholz. Angeregt von dem biblischen Geschehen der Gefangennahme
Jesu durch den Verrat des Judas, hat sich Buchholz der Situation der fliehenden
Jünger Jesu angenommen und versucht, diese alltäglich immer wiederkehrende
Flucht aus der Gemeinschaft mit der nicht ausbleibenden Vereinsamung ...
auf Erscheinungen der heutigen Zeit zu übertragen. Musikalisch kommt
diese Hilflosigkeit der Vereinsamung durch den Einsatz von vier räumlich
getrennt stehenden Solo-Violinen zum Ausdruck, die völlig unabhängig
voneinander agieren. Dennoch wird das sie einigende Band hörbar. Sie
korrespondieren mit dem Orchester, das gesprochene Teile eines Gedichts
von Ingeborg Stein und wörtliche Bibelzitate eindrücklich kommentiert.
Dem Komponisten gelingt es, mit sparsamsten Mitteln die gesamte Situationsstimmung
durch fein differenzierte Klänge ungewöhnlicher Zusammensetzung
einzufangen und das unfaßbare Geschehen zum Teil auch melodramatisch
zu aktualisieren. Er vollbringt damit eine dramaturgisch recht beachtliche
Leistung und zieht den Hörer unmittelbar in den Bann der angesprochenen
Problematik. Als Solisten wußten Ilona Blumenthal-Petzold (Sprecherin),
Marina Mkerva1ishvili, Mamuka Paresischwili, Tamaz Tchikobava und Alexej
Tchoubinishvili (Violinen) außerordentlich zu fesseln. ..."
Prof. Dr. Ursula Herrmann
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