Pressekritik
Feininger-Fraktale
Uraufführung am 02. 05. 2019, Dessau, Anhaltische Philharmonie
Dir. Markus L. Frank
Presse: Mitteldeutsche Zeitung
Musikalischer Geburtstagsgruß
SINFONIEKONZERT
Anhaltische Philharmonie spielt Feininger-Fraktale.
VON JOHANNES KILLYEN
DESSAU/MZ - …
Lyonel Feininger wollte zuerst Violine studieren, bevor er die Karriere als Zeichner und Maler vorzog und auf diesem Wege weltberühmt wurde.
Der Bauhausmeister hat auch Kompositionen hinterlassen, und zwar keine harmlosen Stückchen, sondern 13 Fugen für Klavier und Orgel, die dennoch
eher als Studien anzusehen sind. Diese Fugen bilden den Ausgangspunkt für eine Auftragskomposition zum Bau¬hausjahr, die das Anhaltische Theater
beim halleschen Komponisten Thomas Buchholz, Jahrgang 1961, bestellt hat. Donnerstag im 6. Sinfoniekonzert war Uraufführung, dieser Artikel berichtet
von der zweiten Aufführung am Freitag. Buchholz ist in der Region gut bekannt und Vorsitzender des Komponistenverbandes Sachsen-Anhalt, daneben Pädagoge,
Autor und Organisator. Hier hatte er die für zeitgenössische Komponisten eher seltene Chance, ein über halbstündiges Werk für großes Orchester zu schreiben.
Ein Hingucker waren allein die vier Schlagzeuger, die ihr Instrumentenlager für diesen Abend wohl ziemlich leer geräumt hatten.
Die „Feininger-Fraktale“ verarbeiten in zwölf Teilen Themen des Malers, wobei Buchholz die streng gebauten Fugenelemente (sie passen irgendwie zu Feiningers
kubistischer Kunst) zumeist in Tanzsätze einbindet, wohl auch, um ihnen die konstruktive Strenge zu nehmen. Das Werk lebt von ausgefeilter Instrumentationskunst,
satztechnischem Können und der Spannung zwischen traditioneller Harmonik und freien, auch schmerzhaften Tonverbindungen. Buchholz verdichtet die Stimmen und
arbeitet an ihrer eigenständigen Entwicklung wie auch an schillernden Klangflächen. Motorisch pumpen die Bässe und schaffen Struktur. Nur beim zehnten und elften
Teil geht dem Stück etwas die Luft aus, bevor ein Choral für fast li¬turgische Schlussstimmung sorgt. Schade, dass neue Musik über die Uraufführung oft kaum
hinauskommt. Die Feininger- Fraktale hätten weitere Aufführungen verdient - die freilich nur ein so gutes und großes Orchester wie die Anhaltische Philharmonie
leisten kann, die unter Leitung von Generalmusikdirektor Markus L. Frank solistische Klasse und Ensemblegeist einbrachte. …
|
|
|