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Werkeinführung

Thomas Buchholz: Miniaturen für Blockflöte solo

Miniaturen sind für mich kleinste musikalische Gebilde, die insbesondere - wie ein Kurzgedicht - eine Aussage auf kleinstem Raum fassen. Die meisten Kompositionen, die sich solcher Titel bedienen, erreichen dabei beachtliche Längen. Demnach scheinen viele Autoren mit der Kleinheit einer Sache so ihre Probleme zu haben. In der Musik ist das besonders zu beobachten, weil Musik als "Zeitkunst" keine Chance zu haben scheint, in aller Kürze beim  Hörer die ausreichende Wirkung zu hinterlassen.

Dieser Umstand führte zu vorliegenden musikalischen Versuchungen, in denen ich mich bemüht habe, musikalische Gedanken nicht auszuarbeiten, wie es alle anderen Formen verlangen, sondern die unbedingte Prägnanz des Sagens zu betonen. Dieses tönende Sagen ist also nicht an einer historischen Modellform gewachsen.

Es ist denkbar, diese Miniaturen wie einen Zyklus zu behandeln. Sehr wahrscheinlich wird es so kommen, daß immer mindestens zwei Miniaturen zusammen gespielt werden, wobei die Kombination der Stücke sicherlich unterschiedlich sein wird. Das kann und will ich als Autor nicht beeinflussen. Ich kann nur hoffen, daß man nicht der Versuchung verfällt, in der Zusammenstellung sogenannte A-B-A-Varianten zu bilden.

Die angefügten "Miniaturen für Kinder" haben mit den anderen Miniaturen nur so viel zu tun, als daß sie dem gleichen Prinzip der Kürze gehorchen. Es sind Gelegenheitsstücke, die für den Musikschulunterricht entstanden. Bei Kompositionen für Kinder ist die kleine Form üblicher, als bei Konzertliteratur. Die Komponisten haben in Vergangenheit und Gegenwart dabei immer versucht, Form-Modelle zu minimieren, ohne diese dabei zu verlassen. Meine Stücke hingegen sind freie Fantasien, denen jede Art klassischer Symetrie abhold ist.

Die Verwendung der Altblockflöte ist ist bei den Miniaturen durchweg ratsam, bei den beiden  Miniaturen für Kinder muß für das erste Stück die Sopranflöte verwendet werden. Bezüglich dynamischer Angaben sind mehr oder minder Andeutungen innermusikalischer Gestik gemeint, denn absolute Schallstärkenunterschiede oder ausgefeilte Klangstärkedifferenzierungen. Dafür wäre die Blockflöte ohnehin das ungünstigste Intrument. Größere Legatobögen markieren musikalisch-strukturelle Einheiten; was dann besonders auffällig ist, wenn diese durch Pausen durchsetzt sind.

Halle, im Februar 1997
Thomas Buchholz





© 2006 Thomas Buchholz - Komponist

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