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Werkeinführung

Thomas Buchholz: Heym Zyklus für Bariton und Klavier

Entstehung:
Der Zyklus entstand zwischen dem 14. und 28. Mai in Jerewan auf Anregung des Baritons Christopher Jung, dem das Werk auch gewidmet ist.

Zum Werk:
Der Zyklus besteht aus 4 Liedern, denen Texte von Georg Heym zugrunde liegen:

  1. O weiter, weiter Abend
  2. O weiter, weiter Abend. Da verglühen
    Die langen Hügel an dem Horizont,
    Wie klarer Trüme Landschaft bunt besonnt.
    Oh weiter Abend, wo Saaten sprühen
    Des Tages Licht zurück in goldnem Schein.
    Hoch oben singen Schwalben, winzig klein.
    Auf allen Feldern glitzert ihre Jagd,
    Im Wald des Rohres und in hellen Buchten,
    Wo hohe Masten stehn. Doch in den Schluchten
    Der Hügel hinten nistet schon die Nacht.

  3. Hymne
  4. Unendliche Wasser rollen über die Berge,
    Unendliche Meere kränzen die währende Erde,
    Unendliche Nächte kommen wie dunkle Haare
    Mit Stürmen herauf, die oberen Wolken zu stören.

    Unendliche Orgeln brausen in tausend Röhren,
    Alle Engel schreien in ihrem Pfeifen
    Über die Türme hinaus, die gewaltig schweifen
    In ewiger Räume verblauende Leere.

    Aber die Herzen, im unteren Leben verzehret,
    Bei dem schmetternden Schallen verzweifelter Flöten
    Hoben wie Schatten sich auf in tödlichem Sehnen,
    Jenseit lieblicher Abendröten.

  5. Meine Seele
  6. Meine Seele ist eine Schlange,
    Die ist schon lange tot,
    Nur manchmal in Herbstesmorgen,
    Entblättertem Abendrot
    Wachse ich steil aus dem Fenster,
    Wo fallende Sterne sind,
    Über den Blumen und Kressen
    Meine Stirne spiegelt
    Im stöhnenden Nächte-Wind.

  7. Letzte Wache
  8. Wie dunkel sind deine Schläfen
    Und deine Hände so schwer
    Bist du schon weit von dannen
    Und hörst mich nicht mehr?

    Unter dem flackernden Lichte
    Bist du so traurig und alt,
    Und deine Lippen sind grausam
    In ewiger Starre gekrallt.

    Morgen schon ist hier das Schweigen
    Und vielleicht in der Luft
    Noch das Rascheln der Kränze
    Und ein verwesender Duft.

    Aber die Nächte werden
    leerer nun, Jahr um Jahr,
    Hier, wo dein Haupt lag und leise
    Immer dein Atem war.

Im Gesamtschaffen des Komponisten spielt der Dichter Georg Heym eine entscheidende Rolle. Stellvertretend seien hier der Chorzyklus Orplid (1999), das abendfüllende vokalsinfonische Werk Passion nach Georg Heym (2003), die Kammermusiken Fluxion I (1993), Fluxion II (1993/94) und Fluxion III (1994), sowie der Sonnen.Lieder.Zyklus (2005/06) benannt. Es bleibt einer näheren Betrachtung vorbehalten, autobiographische Zusammenhänge hearauszuarbeiten. In jedem Fall trifft dieser enge Bezug auch auf Texte des Dramatikers Heiner Müller zu, die in noch größerer Häufigkeit auftauchen. Allen diesen Texten sind auch immer wieder apokalyptische Züge eigen, die der Komponist mit großer Eindringlichkeit musikalisch gestaltet.

© 2006 Thomas Buchholz - Komponist

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